Für die an unserer Schule stets vor den Sommerferien stattfindene Projektwoche hatten mehrere Schüler v.a. aus der Klassenstufe 5 den Wunsch geäußert, kleine Stop-Motion-Filme zu erstellen. Gemeinsam mit einer Kollegin hab ich die Betreuung der Gruppe gern übernommen, knüpft das doch an etliche frühere Projekte an (z.B. dieses mit Grundschülern).
Diesmal hatten wir andere technische Möglichkeiten, deshalb sollte nach der ersten Ideenfindung und dem Entwurf erster Screenplays ein etwas anspruchsvolleres Setup erfolgen – also nicht mehr die gute alte Trickboxx mit Webcam und dem inzwischen etwas angestaubten Stop Motion Animator.
Gedacht war an folgendes Setup: Auf Stativen montierte Canon EOS 700D, Beleuchtung mit LED-Videoscheinwerfern, Aufnahmen als tethered shooting mit der Canon EOS Utility direkt in die (auch nicht mehr taufrische) Animationssoftware Heliumfrog. Das Software-Setup ist bei Heliumfrog recht gut beschrieben, hat in Tests auf mehreren Rechnern recht gut geklappt, mit einem kleinen Trick sogar auf Win8-Rechnern. Einem vielversprechenden Projekt sollte also nix mehr im Wege stehen…
Denkste. Die uns zur Verfügung stehenden Notebooks waren nicht dazu zu überreden, mit diesem Setup zu arbeiten, v.a. Heliumfrog erwies sich als sperrig bei der Akzeptanz externer Kameras als Videoquellen. Das alternativ installierte Trickfilm Cam mochte auch nicht… Auffällig ist, dass zumindest bei der Softwareentwicklung die hohe Zeit der (PC-gestützten) Stop-Motion-Filmerei vorbei zu sein scheint, die meisten der oft empfohlenen Softwares sind schon länger nicht mehr gepflegt worden.
Also zurück auf Anfang und den langen Weg: Manuelle Aufnahmen mit der DSLR, Schnitt mit Moviemaker Live (völlig hinreichend für diesen Zweck). Selbst die 5.-Klässler kamen damit gut zurecht, aus medienpädagogischer Sicht ist das Verfahren sicher sogar interessanter, weil es mehr Einblicke in Aufnahme und Weiterverarbeitung provoziert. Schmerzlich ist das Fehlen der onion-skin-Funktion bei der Aufnahme, damit ist ein kontrolliertes Animieren recht schwierig. Ein wesentliches Problem war für die Schüler ohnehin die nötige Präzision und Disziplin beim Animieren (Kamera fix, Hintergründe und Requisiten ebenso) – ihren Spaß am Prozess hat das aber kaum beeinträchtigt 🙂
Die entstandenen Filme sind ganz sicher keine epischen Werke von höchster filmkünstlerischer Qualität, aber illustrieren die Möglichkeiten des Arbeitens mit der DSLR bei Stop-Motion recht gut.
Eine Gruppe wagte sich an ein Lego-Filmchen, bei dem viel Aufwand v.a. mit der Gestaltung des Schauplatzes betrieben worden ist:
Eine zweite Gruppe – angeregt durch das bekannte Pixilation-Beispiel “Human Skateboard” – wagte sich an Stop Motion mit realen Akteuren:
http://youtu.be/OkPG0H7GgV8
Ziemlich interessant (auch wenn das Ergebnis eher eine Fingerübung ist als ein “Film” waren Experimente mit einem alternativen Setup: ein Android-Tablet mit der App Clayframes. Das funktionierte erstaunlich gut, die Bildqualität ist völlig in Ordnung, das Animieren geht sehr flott von der Hand. Da eine Nachvertonung mit Musik in der App selbst nicht möglich ist (lediglich eine direkte Tonaufnahme – z.B. als Kommentar oder Dialog ist vorgesehen), wurde das Video direkt aus der App auf Youtube veröffentlicht und mit den dort verfügbaren Nachbearbeitungsmöglichkeiten vertont. Das läuft erstaunlich gut und komfortabel, auch wenn die endgültige Veröffentlichung solcherart bearbeiteter Videos einige Wartezeit mit sich bringt. Ein Vorteil: Die von Youtube selbst bereitgestellte Musik ist legal einsetzbar.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der vermeintlich längere Weg der Animation (Aufnahme ohne spezielle Software, Schnitt in MovieMaker) für solche Projekte nach wie vor tragfähig ist, aber auch die Arbeitsweise mit Tablet und App sehr attraktiv erscheint.
Danke für die Anregung und die Hinweise auf Clayframes, das mich dann auch zu weiteren ähnlichen Apps geführt hat. Vielleicht bemerke ich ja mal eine Gelegenheit.
Würde mich interessieren, von Deinen Erfahrungen zu hören… Hab etliche Apps (bestimmt so 5,6) durchprobiert. Entweder liefen Sie auf dem verwendeten Tablet nicht, oder die Funktionsweise war unbefriedigend. Am Ende wars halt Clayframes…
Gewiss nicht perfekt, außerdem muss es die bezahlte Version sein (sonst nur 2 Clips a 50 Frames möglich). Aber für reichlich 2 Euronen völlig in Ordnung.
Ich habe Clayframes und einen “Stop Motion Maker” installiert. Aber Rückmeldung kann dauern, jetzt beginnen erst mal die Ferien.