Moodle ist völlig zu Recht besonders für das Fremdsprachenlernen populär, bietet es doch schon im Grundzustand eine Menge Möglichkeiten für Kommunikation und Kollaboration. Allerdings sind die Möglichkeiten für die Entwicklung von mündlichen Sprachfähigkeiten recht begrenzt. Abhilfe konnte und kann man mit entsprechenden Erweiterungen schaffen, populär war z.B. das Nanogong-Plugin (mit dem es in letzter Zeit allerdings erhebliche Probleme bezüglich Java gegeben hat). Ein weitaus mächtigeres Plugin-Paket ist PoodLL (The Open Source Language Lab). PoodLL erweiter Moodle auf mehreren Ebenen:
- Es kann den Editor um Funktionen zur direkten Aufnahme von Bild, Ton, Video (über Webcam und Mikro) sowie ein einfaches Whiteboard erweitern – damit sind entsprechende Inhalte in fast jedem Moodle-Kontext leicht integrierbar, sowohl durch den Trainer als auch durch den Lerner. So können z.B. Forumsdiskussionen auf eine neue Ebene gehoben werden.
- PoodLL kann als Aufgabe angelegt werden, vom Lerner können dann mündliche Äußerungen bzw. Videosequenzen abgefordert und dann bewertet werden.
- Darüber hinaus lassen sich weitere Funktionen (zB Stoppuhr, Würfel, Rechner, Flashcards, whiteboard etc) sehr einfach als sog. “Widgets” in jedem Moodlekontext einbinden (ebenfalls über den Editor). So lässt sich die Interaktion mit dem Lerner vielfältiger, anschaulicher und abwechslungsreicher gestalten. Auch externe Angebote (z.B. Quizlet-Vokabelsätze) lassen sich so leicht einbinden.
PoodLL kann also neue Möglichkeiten für den Fremdsprachenunterricht eröffnen – bietet aber auch für andere Fachzusammenhänge interessante Ansätze. Wir haben es deshalb seit einiger Zeit auf dem Jenaer SchulMoodle laufen.
Das Pluginpaket war auch Gegenstand meines Beitrags zur diesjährigen MoodleMoot in Leipzig. In der Folge sind einige Screencasts zum Umgang mit PoodLL entstanden, es gibt auch einen gastfreien Demokurs auf dem Jenaer SchulMoodle.
Am 27. März 2014 wird es ein kostenfreies Webinar zu diesem Thema geben. Es würde mich freuen, wenn diese Angebote viele Interessenten fänden, auch Ihre eigenen Erfahrungen zum Thema sind hochwillkommen!
Hallo Uwe,
hab grad den interessanten Artikel über poodle gelesen. Was ich mich immer wieder (auch nach und mit der Erfahrung eigener Moodle-Versuchen)frage: wie realistisch ist das in einer Umsetzung? Wie kannst Du beispielsweise die mündlichen Aufgaben von 30 Schülern kontrollieren/bewerten. Das geht m.E. einmal oder zweimal im Jahr, scheitert aber doch sonst wohl an den Ressourcen Mensch/Zeit. Und damit stellt sich mir (auch als an neuen Medien interessierter Lehrer) die Frage nach dem Verhältnis von Aufwand/Nutzen. Hast Du da Erfahrungen? Oder ein “Best Practise Beispiel”? Liebe Grüße! Ralf
Hallo,
naja, zur Frage einer realistischen Umsetzung kann man sicher geteilter Meinung sein. Einerseits find ich die Möglichkeit, Mündlichkeit in der beschriebenen Form zu unterstützen, extrem spannend, kommt sie doch schnell zu kurz, sowohl im “normalen” Kontaktunterricht als auch – noch stärker – in üblichen blended learning Szenarien. Andererseits entsteht natürlich ne Menge Text, der auf Rückmeldung wartet. Das ist aber – übrigens – bei schriftsprachlichen Ansätzen nicht anders, eher noch ärger. Was ist zu tun? Ich behelf mir mit mehreren Ansätzen: Korrektur / Lehrerfeedback oft nur stichprobenartig, mal sind 5-6 Schüler dran, mal andere 5-6. Viel peer feedback, z.T. nach vorgegebenen Kriterien. Manchmal wenig Feedback, nur kursorische Kenntnisnahme, um zB Fehlerschwerpunkte im Kurs festzustellen. Aber das ist, wie angedeutet, kein spezifisches Problem von Poodll / Moodle / Mündlichkeit – das Problem eines überbordenden Kontroll- und Bewertungsaufwands hab ich als Sprachlehrer auch im ganz normalen Unterricht.
Best Practise hab ich bei Poodll noch nicht sooo viel an eigenen Beiträgen zu liefern, bisher ist es an so banalen Dingen gescheitert wie einen kompletten Satz Headsets schnell verfügbar zu machen… Hab aber einiges auf der Agenda: Werde in nächster Zeit ab und an fehlen, da bekommen die SuS gerne Aufgaben in Moodle, auf die ich auch aus der Ferne mal schauen kann, da wird dann auch poodll fällig. Und – in der Vergangenheit hab ich für die Vorbereitung mündlicher Prüfungen auch mit Audioboo gearbeitet, das will ich im nächsten Durchgang mal mit Poodll machen.
Gruß, Uwe
Hallo! Ok, da hast Du natürlich recht, auch im Unterricht/bei sonstiger Leistungsmessung muss ich 30 Schülern Feedback und evtl. Noten geben. Peer-Feedback halte ich da auch für eine gute Sache. Allerdings lässt man ja im Unterricht eher nichts/wenig des sonstigen Stoffes weg, wenn man daneben noch ein LMS mit poodll hat. Wo das geht kann ich natürlich mal statt dem Workbook eine mündliche Hausaufgabe geben, aber in Unter- und Mittelstufe dürfte das eher selten funktionieren, da ja i.d.R. das Schulbuch doch den Unterricht vorstrukturiert.
In der Oberstufe kann ich es mir tatsächlich besser vorstellen, aber auch da gibt´s ja nicht nur mündliche Aufgaben sondern auch schriftliche. Wenn die nicht im Moodle stattfinden, dann wird Moodle nur für poodll genutzt und es kommt keine LMS-Routine rein. Wenn alles auf Moodle läuft hab ich Riesen-Erstellungs- (zumindest beim ersten Mal) und Betreuungsaufwand (wenn die Hausaufgaben in Moodle gemacht wurden und es in der Schule/im Klassenzimmer kein Moodle gibt, auch das Problem, wie besprech ich jetzt die Aufgaben) und immer wieder Schüler, die Ihr Passwort vergessen haben, einen kaputten Computer, grad kein Internet,… – denen druck ich es dann noch zusätzlich aus…:-)Du siehst, ich bin schon ein bißchen desillusioniert. Werd mich aber trotzdem nochmal ranwagen:-) Vielen Dank für Deine Tipps/Erfahrungen!