Kürzlich erschien das Mahara 1.4 Cookbook von Ellen Marie Murphy als e-book bei Packt Publishing. Der Verlag war so freundlich, mir eine Kopie für diese Besprechung zur Verfügung zu stellen. Auf denn!
Schon der Titel, mehr noch der Untertitel “Over 50 recipes for using Mahara for training, personal, or educational purposes” erregt Aufmerksamkeit, in meinem Falle durchaus auch Skepsis. Prinzipielle Vorsicht scheint mir immer dann angezeigt, wenn jemand mit vermeintlich einfach zu kopierenden Rezepten didaktische Fragestellungen lösen will. Aber vielleicht ist der Titel ja nur eine Marketingidee und der Inhalt tiefgründiger als zunächst vermutet? Das wird zu untersuchen sein…
Das Handbuch folgt in der Struktur zunächst durchaus der Kochbuch-Idee: Es werden typische Szenarien besprochen, in denen der Einsatz eine e-Portfolios sinnvoll erscheint: Kapitel 1 zum Beispiel untersucht den Einsatz von Mahara für die Bildenden Künste und stellt dann verschiedene Realisationsformen vor: Hochladen von Bildern, Einbau von Schutzmechanismen, Fototagebücher mit Picasa, Projektjournale, das Anlegen einer Galerie mit Audio-Tour.
Schon an diesem Beispiel wird deutlich, dass die vorgestellten Szenarien durchaus originell sind und abseits der Standard-Portfolios liegen können.
Die anderen Kapitel beschäftigen sich mit Literatur und Schreiben, dem Erstellen beruflicher Portfolios für Bewerbungen, Promotionen etc, dem Arbeiten mit Gruppen, dem Einsatz von Portfolios im Primarbereich, sozialen Portfolios (unter anderem Einbindung von Twitter, Facebook etc), Portfolios zur Studienbewerbung, Zertifizierung und Akkreditierung.
Die Spannbreite der besprochenen Szenarien ist also beachtlich, für Mahara-Praktiker aus den unterschiedlichsten Bildungszusammenhängen sollten sich wertvolle und oft unerwartete Anregungen finden lassen.
Als Sprachlehrer würde mich der Portfolioeinsatz im Zusammenhang mit Literatur und Schreiben am ehesten ansprechen – deshalb würde ich gern dieses Szenarium beispielhaft untersuchen.
Wie in den anderen Kapiteln auch bietet die Autorin zunächst eine kurze Einführung, in der sie erläutert, warum die Mahara-Funktion der Journale im Zusammenhang mit Schreibprojekten ein mächtiges Werkzeug darstellen können. Im Anschluss werden – ganz ähnlich wie in traditionellen Handbüchern – die in diesem Zusammenhang wesentlichen Programmfunktionen als Schritt-für-Schritt-Anleitungen abgehandelt; in diesem Falle der Upload von gruppierten Dokumenten, das Veröffentlichen per secret URL sowie Tipps zum effizienteren Arbeiten. Einige wenige Screenshots helfen an kritischen Stellen beim Nachvollziehen der Arbeitsschritte.
Anschließend wird illustriert, wie diese Grundtechniken in durchaus originell Lernszenarien eingesetzt werden können.
Das Erstellen eines”Thought a day” Journals zum Beispiel orientiert sich am eher traditionellen Lese- oder Lerntagebuch; das Anlegen einer Mahara-Seite mit eigenen Schreib-Proben geht bereits einen Schritt weiter. Hier wird auch Wert auf eine attraktive Präsentation der eigenen Arbeitsbeispiele gelegt – eine neuerliche Schritt-für-Schritt-Anleitung demonstriert, wie mit Gimp eine ansehnliche grafische Gestaltung der Seite gelingt.
Ein weiteres Anwendungsbeispiel zielt auf das Erstellen eines virtuellen Poesie-Albums – das kann in entsprechenden Lernergruppen durchaus ein lustvoller Einstieg in die Auseinandersetzung mit Lyrik sein.
Die darauf folgenden Szenarien werden zunehmend anspruchsvoller – erlauben aber höchst spannende Lehr- und Lernsituationen. Ich muss zugeben, dass ich auf etliche dieser Anwendungen ohne die Anregungen des Buchs nie gekommen wäre, auch die angemessene Umsetzung einer solchen Idee in Mahara wäre mir nicht ohne Weiteres zugeflogen. Die jeweiligen “Rezepte” jedoch gestatten ein sicheres Nachvollziehen:
- Das Anlegen eines zeitlich durchgeplanten Rechercheprojekts und die entsprechende Abstimmung mit einem Tutor;
- Ein Sprachportfolio (auch im deutschen Fremdsprachenunterricht ja seit Längerem in der Diskussion), einschließlich des Einbindens von mit Audacity erstellten Audioaufnahmen;
- Die Produktion einer E-Zeitung z.B. als journalistische Arbeitsprobe.
Die einzelnen Projekte folgen dabei einer konsequent durchgehaltenen Struktur: Getting ready, How to do it, How it works, There is more. Diese Struktur ermöglicht ein schnelles Einarbeiten in die unterschiedlichen Szenarien und sorgt sowohl für handwerkliches als auch Hintergrundverständnis.
Übliche Programmhandbücher sind viel zu oft nicht viel mehr als reich mit Screenshots bebilderte Bedienungsanleitungen oder gar nur Menü- und Funktionsbeschreibungen. Das Mahara 1.4 Cookbook unterscheidet sich davon deutlich, will aber auch nicht unbedingt ein pädagogisch-didaktisches Grundlagenwerk sein.
Entgegen meiner anfänglichen Skepsis halte ich das Cookbook für eine äußerst gelungene Mischung aus nachvollziehbarer Programmbeschreibung und anregenden Praxisszenarien. So kann das Buch zwar kein komplettes Funktionshandbuch ersetzen, aber höchst originelle Wege in die Arbeit mit Mahara in ganz unterschiedlichen Lehr- und Lernzusammenhängen eröffnen. Das Nachvollziehen der vorgestellten Projekte sollte dann auch den Blick öffnen für eigene, ähnlich spannende Ansätze.
Fazit: Das Buch gehört unbedingt in die Handbibliothek des engagierten Mahara-Praktikers! Das Buch ist als eBook und in Print erhältlich, die E-Book-Variante ist mit ca. 7Pfund durchaus bezahlbar; der Verlag bietet aber auch immer wieder Rabattierungen und attraktive Bundle-Angebote.
[…] Rezension: Mahara 1.4 Cookbook « eventualitaetswabe.de Source: eventualitaetswabe.de […]
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Erst kurz nach dem Absenden meines Postings bin ich darauf gestoßen, dass auf diesem Blog der Einsatz von Mahara als Social Network bereits umfassend beschrieben ist: http://eventualitaetswabe.de/?p=409