Um ehrlich zu sein – bis auf gelegentliche Zahlungen mit flattr und dergleichen hatte ich bislang keine Erfahrungen mit sog. Crowdfunding. So wurde mein Interesse fast zwangsläufig angestachelt, als der immer gern gehörte Foto-Podcast happyshooting in einer Episode ein Produkt erwähnte, das ein leidiges Problem des wanderfreudigen Fotoamateurs zu lösen versprach: Wohin mit der dicken Kamera, wenn man mit Rucksack unterwegs ist? Am Riemen um den Hals getragen – das nervt ob des Hin- und Her-Schwingens gewaltig. Ständig im Rucksack – irgendwann ist man dann doch zu faul, ihn erst abzusetzen, zu öffnen, zu fotografieren und dann wieder alles hübsch zu verpacken.
Da klang allein schon die Produktbeschreibung des camera clip system von Peak Design spannend: Clipträger am Gürtel oder Rucksackriemen befestigen, Schnellwechselplatte an den Kameraboden, Kamera fest und sicher im Clipträger einrasten – fertig. Natürlich gibt es ähnliche Lösungen schon, z.B. das Spider Holster – das ist aber recht wuchtig und alles andere als preiswert.
Das Teil von Peak Design hingegen ist klein, leicht, sehr funktional:
Soviel schon vorab, ich habe das Teil inzwischen schon ein paar Wochen, es funktioniert tadellos, ich schätze es ganz besonders am Rucksack. Funktioniert sogar mit Batteriegriff und großem Tele, aber da ist das “Paket” natürlich schon ziemlich groß und sperrig. Trotzdem bleibt die Kamera fest und sicher da, wo sie hingehört – und ist mit einem Klick zur Hand. Klare Empfehlung also schon für das Clipsystem als solches.
Noch spannender wurde der Selbstversuch durch die Art und Weise, wie der Entwickler des Clipsystems, Peter Dering, das Geld für sein Produkt auftreiben wollte: Über sogenanntes “Crowdfunding”.
Er nutzte dazu die darauf spezialisierte Plattform kickstarter.com. Leute, die Startgeld für die Umsetzung eigener Projekte benötigen, können Ihre Ideen dort vorstellen, die zu erreichende Summe definieren und Motivationshilfen für Unterstützer anbieten – im Falle des Clipsystems war das bei einer bestimmten Summe der Erwerb des Produkts zu einem sehr günstigen Einstiegspreis. Dering war mit seiner Idee extrem erfolgreich: er benötigte 10.000 $ – und sammelte mehr als 360.000 ein. Damit konnte er das Projekt sehr zügig und in hoher Qualität umsetzen. Ich fand den Ansatz der Geldbeschaffung – vorbei an Banken – spannend und einen sehr eigentümlichen Aspekt der oft beschworenen “Demokratisierungswirkung” des Netzes. Das mag bei einem praktisch brauchbaren Produkt vielleicht ein wenig weit hergeholt wirken – wird aber deutlicher, wenn man sich andere Projekte bei kickstarter anschaut. Sehr spannend sind die vielen “pledges” für Kunstprojekte, Reportagen, Buchideen… Hier finden unabhängige Geister die Möglichkeit, Ideen umzusetzen, die bei kommerziellen Verlagen o.ä. schwerlich umsetzbar wären. Ein schönes Beispiel dafür ist “Too young to die” – ein langfristiges doumentarisches Fotoprojekt zu den verheerenden Wirkungen von Jugendgewalt in des USA.
Kurzum: Man sollte die Plattform weiter beobachten, das Clipsystem war für mich ganz sicher nicht das letzte Engagement dort.
Ich kenne aus der Podcast- und Rollenspielszene noch das Ransom-Verfahren: man verspricht ein Produkt (die Audioaufnahme einer H.P.-Lovecraft-Geschichte, zur Zeit, oder ein Buch), sobald eine vorher fesgelegte und genannte Summe an Spenden eingegangen ist. Dann gibt es das Produkt frei zum Download. Funktioniert wohl auch auch, Größenordnung vierstellige Beträge – nichts zur Geschäftsgründung, aber doch ein schönes System. Hm, nachgelesen – ist wohl das gleiche wie bei den pledges.
Ransom – das ist ja nun wirklich mal ein netter Terminus für ‘ne Finanzierungshilfe 🙂