Nicht nur im Sprachunterricht ergibt sich häufig der Wunsch, chronologische Ereignisse übersichtlich darzustellen: historische Ereignisse, Biographien, literarische Handlungsstränge, wissenschaftliche Entwicklungslinien usw.
Natürlich lassen sich ansprechende Timelines auch einfach per Hand, mit den Flußdiagramm-Werkzeugen einer Textverarbeitung oder entsprechenden Vorlagen für Präsentations- oder Tabellenkalkulationsprogramme erstellen. Internetbasierte Timelines jedoch bieten mehr: In der Regel können Text, Bild, Audio, Video und Internetressourcen wie z.B. Wikipedia-Einträge einbezogen werden, häufig ist die Navigation in der Zeitleiste recht komfortabel gelöst, die Informationstiefe kann über Aufklappen oder Mouse-over verändert werden usw.
Timelines dieser Art können mit einer ganzen Reihe von Online-Diensten erstellt werden, z.B.: xtimeline, ourstory, dipity, timeglider. All diese Dienste sind außerordentlich komfortabel zu bedienen und können zu hervorragenden Ergebnissen führen. Allerdings gibt es einige kleine Schönheitsfehler: Keine der Anwendungen erlaubt das Erstellen und Veröffentlichen von Timelines ohne ein Login – man müsste also seine Schüler dazu anhalten, sich beim jeweiligen Dienst einen Account anzulegen. Da Zeitleisten oft nur ein Schritt innerhalb eines umfangreicheren Unterrichtsablaufs sind, stellt dies eine erhebliche Hemmschwelle dar (von Datenschutzbedenken ganz abgesehen). Ein weiteres Problem liegt in der großen Popularität der Dienste begründet: zu Standardthemen finden sich dort bereits etliche Zeitleisten (bei xtimeline z.B. 13x die Biographie von Poe, 63x die von Shakespeare), so dass es sich für den Schüler kaum erschließen dürfte, wieso er den schon vorhandenen ein weiteres Exemplar hinzufügen sollte (was man natürlich – unabhängig vom anvisierten Dienst – als grundsätzliches Problem sehen könnte…).
Einige sehr schöne Anregungen zum Arbeiten mit xTimeline im Geschichtsunterricht gibt Alexander König in einem Beitrag bei lehrer-online.de.
Schön wäre natürlich ein Modul, das eine entsprechende Aktivität in Moodle zur Verfügung stellt – das scheint es aber leider noch nicht zu geben.
Eher zufällig bin ich kürzlich auf ein kleines Tool gestoßen, dass die o.g. Probleme vermeiden hilft: eine pfiffige kleine Anwendung auf der Basis von php, Flash und xml names Timeline Tool 2.0.
Der Vorteil hier: Die kleine Anwendung ist von den Autoren unter Public Domain gestellt worden, mithin völlig frei verfügbar. Das Tool kann unkompliziert auf dem eigenen Webspace veröffentlicht werden. Die Bedienung ist erstaunlich einfach, es können Text, Bild, Video und Internetlinks in die Timeline integriert werden. Weitergehende Formatierungsmöglichkeiten gibt es nicht, allerdings ist das Layout sehr schlicht-funktional und durchaus ansehnlich. Fortgeschrittene Administrations- und Verwaltungsmöglichkeiten fehlen ebenso, gerade dadurch bleibt das Tool aber eben so einfach.
Der Nutzer legt eine neue Timeline an, diese bekommt eine eindeutige ID zugewiesen – mit Hilfe dieser ID kann der Autor die Timeline jederzeit wieder editieren und neu veröffentlichen, dadurch wird ein kontinuierliches Arbeiten möglich.
Bei einem Unterrichtsversuch hatten Schüler die Biografie von Edgar Allan Poe zu recherchieren und die Eckdaten in eine Timeline zu überführen. Auch ohne große Einweisung kamen die Schüler sehr schnell mit dem Werkzeug zurecht und erstellten z.T. recht ansehnliche Produkte. Dabei tauchten lediglich einige wenige kleine Probleme auf: Bei etwas niedrigeren Bildschirmauflösungen ist nicht die gesamte Arbeitsfläche des Editors im Browser zu sehen – die wichtigen Schaltflächen zum Speichern und Veröffentlichen z.B. sind unsichtbar. Der Browser zeigt in diesem Falle auch keine Bildlaufleisten, was einigermaßen irritierend ist. Abhilfe schafft der Vollbildmodus des Browsers (F11). Das zweite Problem war schon ärgerlicher: Wenn während des Editierens die Schaltfläche “Upload” betätigt wird (also unterhalb der Timeline, nicht innerhalb eines einzelnen items) ohne dass der Arbeitsstand vorher gespeichert wird, geht dieser bis zum Zustand der letzten Speicherung verloren – hier wäre eine Kontrollabfrage sehr hilfreich.
Hier ein kleines Videotutorial zu Timeline Tool 2.0:
Interessant wäre natürlich eine Möglichkeit, die fertigen Timelines in andere Kontexte zu “embedden”, aber hier kann man sich ja per einfachem Verlinken behelfen.
Das kleine Tool erweist sich also als sehr funktional, durch die Möglichkeit der Installation auf eigenem oder Schul-Webspace bleibt die Kontrolle beim Betreiber, ein Login bei Fremddiensten ist also nicht nötig.
Wenn sich jetzt noch ein findiger Programmierer fände, der das Ganze in eine Moodle-Aktivität umstrickt, wär das Glück vollkommen 🙂
lieber Uwe, das ist aber eine tolle Timeline-Sammlung. Ich habe bis jetzt nur Dipity getestet – in moodle ist das Tool embeddbar – in wordpress-Blog leider nicht.
Kompliment zu deinem Timeline Tool 2.0 – Videotutorial! Finde es sehr gut gelungen!
Die Möglichkeit der Installation ist ja wirklich ein Vorteil…sag mal findest du das Tool besser als Dipity?
LG
Tünde
Hallo Tünde –
Danke für Deine Kommentare 🙂
Nee, eigentlich besser als Dipity und Co. ist das Timeline Tool nicht, die Web 2.0-Dienste haben schon einige Funktionen mehr, sehen auch etwas schicker aus. Der Knackpunkt (für mich bzw. den Einsatz in der Schule) ist tatsächlich, dass ich bei der Eigeninstallation halt die Lerner nicht anhalten muss, sich einen Account bei einem fremden Dienst zuzulegen. Das ist bei Eurer Zielgruppe – erwachsene Lerner – sicher nicht ganz so relevant.
Richtig gut wäre – wie im Beitrag erwähnt – wenn ein findiger php-Programmierer daraus eine regelrechte Moodle-Aktivität machen könnte (also nicht nur die Einbettung des fertigen Produkts).
Einbettung in WordPress: Ja, das ist manchmal ein Problem, der Code wird geputzt 🙂
Du kannst das umgehen über ein iFrame-Plugin wie zB embed iframe http://blog.deskera.com/wordpress-plugin-embed-iframe/ oder pageview http://urbangiraffe.com/plugins/pageview/.
LG, Uwe
hallo Uwe,
danke für die iFrame-Plugin-Tipps : )) Ich kannte sie noch nicht….
HG
Tünde
Hallo Uwe,
tolles Tool – danke für den Hinweis!
Herzliche Grüße,
Torben Leuschner
Schade, ich möchte die Applebande nicht vergraulen. Da geht nix mit Flash…