Jena ist in der glücklichen Lage, zu den deutschen Ausstellungsorten der alljährlichen World Press Photo zu gehören. Derzeit läuft die Schau der 2009er Runde, wie immer in der Goethegalerie. Die Ausstellung vereint preisgekrönte Pressefotografien aus unterschiedlichen Kategorien, die Spanne reicht von ästhetisch komponierten Naturaufnahmen über Alltags-Serien bis zu schockierenden, manchmal schwer zu ertragenden Aufnahmen aus den vielen Krisengebieten dieser Welt.
Natürlich liegt es nahe, die recht umfangreiche Schau zum Gegenstand medienpädagogischer Unternehmungen zu machen – heut waren meine 12er eingeladen, sich intensiver mit der Ausstellung zu beschäftigen. Unsere Fotografie-Einheit ist eigentlich schon abgeschlossen, so dass der Ausstellungsbesuch eher ein zusätzliches Unterrichtsangebot ist. Das Angebot ist dennoch außerordentlich lohnend und bietet eine Menge Anknüpfungspunkte: Neben der Beschäftigung mit Bildwirkungen, fotografischer Gestaltung und Technik natürlich auch Fragen der wirklichen oder vermeintlichen Objektivität von (Presse-)Fotografien und Diskussionsstoff satt zu ethischen Problemen der Fotografie.
Ich hatte mich entschieden, das Ganze als eine Art Schnitzeljagd aufzuziehen – die Schüler hatten sich nach einer kurzen Einführung anhand recht umfangreicher Arbeitsblätter selbstständig durchzukämpfen. Zum Teil war da natürlich das Übliche (Rahmenbedingungen, Prozedere und Kategorien des Wettbewerbs) gefragt. Ein nicht ganz ernst gemeintes “Schmankerl” war dann ein Suchpuzzle – sie hatten anhand vorgegebener kleiner Bildausschnitte ein gutes Dutzend Fotos zu finden – genaues Hinschauen war schon gefragt. Davon ausgehend gab es dann z.T. wahlfrei gehaltene Betrachtungs- und Analyseaufträge unterschiedlicher Art.
Die Arbeitsblätter stelle ich auf Anfrage gern zur Verfügung – wegen der Bildausschnitte möchte ich sie aber nicht völlig öffentlich stellen.
Die Zeit erwies sich als etwas knapp, manche Schüler hätten sich mehr Zeit für die intensivere Betrachtung einzelner Fotos gewünscht (ich hatte eher befürchtet, dass sie zu viel Zeit hätten – wohl ein Lehrerreflex ;-)). Ist aber eigentlich nicht so schlimm, eher sogar gut -. die Ausstellung ist noch ein Weilchen offen und kostenlos zu besuchen, so dass der gemeinsame Besuch für manchen eher erster Anstoß war. Schön! Ich freu mich jetzt schon sehr auf den nächsten Unterrichtsblock, in dem wir das Gesehene und Bearbeitete diskutieren.
Sehr passend ist da, dass die Webpräsenz von World Press Photo – auf den ersten Blick etwas unscheinbahr daherkommend – nicht nur eine sehr gute Präsentation der diesjährigen Gewinner bietet, sondern seit 2009 auch ein außerordentlich gut gemachtes Archiv der Fotos aller bisherigen Ausstellungen seit 1955 (!) – eine der besten und umfangreichsten Fotosammlungen dieser Art, die ich kenne. Eine überaus reichhaltige Quelle für medienpädagogisches Arbeiten tut sich hier auf! (Damit ist ein ähnlicher Unterrichtsansatz wie oben beschrieben auch am PC möglich.)
Ergänzt wird die Ausstellung natürlich durch einen informativen und ansprechenden (und mit knapp 25 € auch bezahlbaren) Katalog – auch der eine gute Arbeitsgrundlage für Projekte der hier vorgestellten Art.
Wenn man ohnehin in das Thema Pressefotografie einsteigen will, lohnt sich auch der umfangreiche Band Photo Journalism von gettyimages – ein überaus reich bebilderter Streifzug durch mehr als 150 Jahre Fotojournalismus.
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